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Der gallorömische Gutshof von Goeblingen-„Miecher“

Diese Zeichnung stellt ein Rekonstruktionsversuch aus der Blütezeit der villa des 3. Jahrhunderts n. Chr. dar.

Der „Miecher“ ist schon lange Zeit bewohnt. Steinäxte, Silexwerkzeuge und -waffen lassen auf eine urgeschichtliche Besiedlung schließen. Regelrechte Siedlungsspuren reichen zurück bis in die späte Bronzezeit, die Urnenfelderzeit, wie sich anhand eines einzelnen Grabes und einzelner Pfostenstellungen beweisen lässt. Keramikscherben aus dergleichen Epoche sowie der darauffolgenden Hallstattzeit zeugen vom Übergang in die jüngere Eisenzeit (La-Tène-Zeit). Die Pfostengruben etlicher hölzerner Vorgängerbauten als auch die aus dieser Zeit stammenden Wallstrukturen der Viereckschanze lassen den Schluss zu, dass an dieser Stelle im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende keltische Anlage stand. Es ist anzunehmen, dass die reichen Adelsgräber von Goeblingen-Nospelt zu dieser gehörten.

Während der gallorömischen Periode gehörte die villa von Goeblingen-„Miecher“ mit etwa 7,5 ha Hoffläche zu den größeren landwirtschaftlichen Gutshöfen im heutigen Luxemburg. Wirtschaftliche Grundlage des Betriebes waren die umliegenden fruchtbaren Ländereien. Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden hier die ersten gallorömischen Steinbauten. Zu ihrer Blütezeit im 3. und 4. Jahrhundert zählte die mittlerweile zur längsaxialen Domaine umgebaute Anlage mindestens 13 Gebäude. Neben einem prunkvollen Herrenhaus, einem älteren Herrenhaus mit Bäderanlage, einem weiteren Wohngebäude, einem Grabmonument und einem Heiligtum verfügte der Komplex über zahlreiche Nebengebäude.

Im späten 3. Jahrhundert wurde das Hauptwohngebäude zu einem regelrechten Bollwerk gegen die Germanenüberfälle umgebaut. Einen neuerlichen Aufschwung erfuhr die villa im 4. Jahrhundert, bis sie in den Wirren der Völkerwanderung im ausgehenden 4. Jahrhundert, bzw. im beginnenden 5. Jahrhundert, aufgegeben wurde, danach langsam verfiel und dann 1964 wiederentdeckt wurde.

Die Anordnung der Gebäude der villa ist umso erstaunlicher, da sie gleichermaßen Merkmale eines Streuhofes und einer Axialhofvilla aufweist – eine bisher einzigartige Mischform.

1 Jüngeres Herrenhaus
2 Älteres Herrenhaus
5 Wohngebäude
3, 4, 6, 8 Nebengebäude
7 Heiligtum
9 – 13 lokalisierte Gebäude
Verteidigungsgräben
••• Waldgrenze
Besichtigung und Führungen
  • Die Römervilla kann zu jeder Zeit besichtigt werden. Informationstafeln vor Ort führen den Besucher über das Gelände. Parkplätze befinden sich unten an der Straße.
  • Für Gruppen und Schulklassen können geführte Besichtigungen bei uns reserviert werden. Bitte melden Sie sich doch per E-Mail oder Telefon.

Etwas Geschichte ...

Miecher, ein Ort an dem die Römer wohnten

Dieser kleine Wald heißt "am Miecher". Der Begriff kommt von dem lateinischen Wort maceries, das Trümmerhaufen bedeutet. Etwa 300 m von hier liegt ein gallo-römischer Gutshof, von dem heute nur noch die Grundmauern erhalten sind.miecher Erzählungen zufolge unternahm bereits in den 1930er Jahren ein Dorflehrer erste Ausgrabungen im "Miecher". Leider gibt es keine Aufzeichnungen seiner Arbeit. 1964 begann Pfarrer Georges Kayser dann mit der systematischen Erforschung der römischen Relikte von Goeblingen. Zu Beginn dachte er, er würde einen Grabhügel (Tumulus) untersuchen. Doch sehr bald stellte sich heraus, dass er auf die Überreste eines gallo-römischen Gebäudes gestoßen war. G. Kayser hatte eine kleine Mannschaft von Freiwilligen um sich geschart, die ihm bei der Arbeit zur Hand ging und regelmäßig hier im Wald anzutreffen war. 1968 schließlich war das erste Gebäude (das Hauptwohngebäude der Villa) freigelegt und die Mauern wurden vom Nationalen Denkmalamt gefestigt. Auch in den folgenden Jahren gingen die Arbeiten weiter, so wurde ein zweites Gebäude ausgegraben und 3 weitere lokalisiert.gkayser Seit 1991 führt der Nachfolgeverein D'Georges Kayser Altertumsfuerscher das begonnene Werk mit staatlicher Genehmigung fort. Und inzwischen wurden einige beachtliche Entdeckungen gemacht. Die gewonnenen Erkenntnisse belegen, dass schon lange vor der römischen Besiedlung der "Miecher" bewohnt war. Bereits Menschen der Stein-, Bronze- und Eisenzeit haben ihre Spuren an diesem Ort hinterlassen. Der Waldweg, der heute zum Gutshof führt ist nicht gallo-römischen Ursprungs, sondern wurde in der Neuzeit angelegt. Die antike Zufahrt wird wohl von Süden her gewesen sein. Die hier im Wald aufgestellten Tafeln sollen Ihnen, liebe Besucher, die Lebensart unserer Vorfahren vor Augen führen und Ihr Interesse an den stummen Zeugen unserer Vergangenheit wecken.
D'Georges Kayser Altertumsfuerscher a.s.b.l. | Nospelt | gka@gka.lu